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Gegenverkehr

Kennen sie Northeimer? Müssen sie nicht, es sei, sie haben ein Motorrad, Auto oder etwas Größeres, wie einen Lkw und befahren damit Straßen. Einbahnstraßen sollten sie meiden, weil ihnen ein Northeimer entgegen kommen könnte. Northeimer bevorzugen Einbahnstraßen. Entgegenkommend sind sie, selbst in Einbahnstraßen und ein eigenes Kennzeichen haben sie auch. NOM!

Wahrscheinlich lateinisch abgeleitet. Sollten sie das Kennzeichen „NOM“ noch nicht kennen, weil es ihnen noch nicht in einer Einbahnstraße begegnet ist, sollten sie beim Fahren auf ihren Vordermann achten oder in ihren Rückspiegel schauen. Und wenn sie dann „NOM“ erblicken, wissen sie, dass sie mit Northeimern unterwegs sind.

Die Groner haben kein eigenes Kennzeichen und – unbestätigt, nur eine Einbahnstraße und eine Kirmes. Die Groner Kirmes! Northeimer mussten damals riesige Umwege fahren, um die Straße, die Einbahnstraße zur Groner Kirmes auf ihre Weise zu benutzen. Jährlich, also einmal im Jahr, feierten die Groner als Teil einer Stadt ihr Fest. Andere Teile der Stadt, lang ist es her, vielleicht 20 oder 30 Jahre, schauten vorbei, um auf der Kirmes der Groner zu feiern.

Selbst Gastarbeiter, einige kamen aus fremden Ländern, andere aus anderen Kulturen, feierten mit, mieden allerdings Stände an denen auf dem Boden zusammengekehrte Reste in Därmen als Bratwurst verkauft wurden. Die Geismaraner bissen, wenn sie die Groner Kirmes besuchten, mit den Zähnen in die Därme, nicht in die eigenen, sondern in die Bodenreste. Die Groner spülten die Reste mit Bier in den Magen. Und als die Geismaraner auch spülten, mit Bier, schauten sie den Gronern auf der Kirmes in die Augen.

Die Gäste zur Arbeit, setzten die Kinder, in Karussells, weit weg von den Augen der Groner und Geismaraner. Die aus Geismar hatten keine Kinder dabei, aber den Blick für die Groner. Die Groner blickten zurück und dann kam der Werderfanclub vorbei. Grünweiß eingekleidet, damals, mit Grün-weiß angemalten Autos. Das blaue Licht und der schrille Ton der Sirene kündigten das Ankommen des Fan-Clubs an. Optisch störte das Blau auf den grün-weißen Autos. Der Fan-Club wusste, in blaue Augen müsste er schauen. Nicht in alle. Einige waren zugeschwollen, andere mit der Farbe der Sirene umrandet.

Die Geismaraner kamen nicht jedes Jahr. Manchmal halfen die Holtenser aus. Die Groner, auf ihrem Fest, waren immer dabei und der Fan-Club der Grünweißen auch. Das Karussell mit den Kindern aus anderen Ländern und Kulturen drehte sich weiter, auch als sie erwachsen wurden.

Die Kirmes in Grone gibt es heute noch. Das Karussel auch. Der grün-weiße Fan-Club kommt nicht mehr. Die Autos des Clubs wurden blau-weiß umgestrichen, die Kleidung der Mitglieder eingeschwärzt, einige sagen angebläut, andere hingegen meinen, sie seien eingebräunt worden. Der Club kam manchmal in Stiefeln, springen konnten die Mitglieder des Nichtmehrfanclubs damit nicht und sorgten sich um die Karussellkinder. Gelernt hatten die Kinder von den erwachsenen Gronern beim Karusellfahren. Nicht im Sandkasten.

Pressemitteilung der Polizei:

Mehrere Personen mit Migrationshintergrund wurden in der Nacht vom Samstag auf Sonntag vorläufig wegen Gewalttätigkeiten festgenommen.

Am Montag trafen sich die Groner und Geismaraner, ersatzweise die Holtenser, auf der Groner Kirmes zum Katerfühstück, seit 20 oder 30 Jahren. Die Karussells wurden abgebaut. Die Kinder des Karussells hatten von der Polizei verordnetes Platzverbot, nicht alle, einige mochten weder Bratwürste noch Kater am Montagmorgen essen.

11.05.2014