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Pandekten

Eine Göttinger Geschichte.

Im Jahre des Herren anno 1832, als in Paris anlässlich der Beerdigung des napoleonischen Generals Lamarque, Republikaner war er gewesen, Aufständische in den Straßen Barrikaden errichteten, wurden königliche weißblaue bayrische Farben für Otto den Ersten als Fahne, über den Letzten gibt es noch keine Aufzeichnungen, nach Griechenland exportiert und im Deutschen Bund schwarzrotgoldener Stoff nach einer Feier auf der Maxburg verboten, bezog Otto Eduard Leopold unter anderem von Schönhausen, eine Studentenbude in der unteren Blutstraße nahe dem Markt und natürlich auch dem Kornmarkt, obwohl er bis heute, der Markt des Kornes nur ein Fitzelchen eines Weges ist, um als Pantheist sich für den diplomatischen Dienst ausbilden zu lassen. Eduard, dessen Rufname Otto war, werde ich in Folge, um Verwechselungen mit dem letzten blauweißen Griechen zu vermeiden, Leopold nennen. Selbstverständlich gibt es eine Blutstraße, wie es auch eine Franziskanerstraße gibt, in Göttingen.

Leopold, also der Eduard, gerufen als Otto, nahm als knabenhafter Jüngling, siebzehnjährig, anno damals, ein Studium in der Pandektenanstalt auf. Von der Blutstraße zur Anstalt waren es wenig mehr als hundert Meter. Nein, durch die Franziskanerstraße musste er ebenso wenig wie über das Fitzelchen des Kornes gehen. Auch später nicht, als er nicht mehr in der Blutstraße wohnen durfte.

Wie meinen? Sie haben in Göttingen studiert und kennen weder eine Blut- noch eine Franzikanerstraße. Der Leopold hat es versucht, zu studieren, damals. Also die Franziskanerstraße ist eine Parallelstraße zur Blutstraße, vielleicht hilft ihnen das weiter. Behindert worden ist der Leopold, weil er innerhalb eines Jahres vierzehn Mensuren ausgefochten haben soll, so hat er dem älterem Bruder geschrieben, der ein erkranktes Pferd gekauft haben soll. Die Straße auf der anderen Seite des Blutes, bitte, die Franziskanerstraße heißt natürlich anders. Die Straße zum ehemaligen Dominikanerkloster heißt ja auch Papendiek.

Der Pedell, der Universitätspolizist, fürsorglich wie er war, stellte dem Leopold mehrmals ein Zimmer im Karzer, dem Universitätsgefängnis, zur Verfügung. Haben sie eventuell darüber nachgedacht, dass Blut eine Farbe hat und danach eine Straße benannt worden sein könnte, nach der Farbe. Die Franziskaner sind als Bettelorden barfüßig zum späteren Wilhelmsplatz in das Kloster marschiert, nicht in Reih und Glied, aber barfüßig, bitte denken sie nach. Nein, der spätere Wilhelm für den Platz von, ich weiß nicht woher er kam, war damals noch nicht dabei. Leopold, der Edu, könnte manchmal, vielleicht auch überhauptnicht zu einem Teich gewandert sein im Papendiek, dem Teich der Pfaffen, den sie zugeschüttet hatten, um eine Kirche für Pauliner zu bauen. Den Karzer, den Göttinger, musste der Edu, also der Leopold, nicht mehr belegen. Ausgelagert wurde er an die Außenseite des Walles in ein Universitätshaus. Eine Schmach für einen zukünftigen Staatsmann. Die noch fälligen Karzertage hat er später in Berlin abgesessen. Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang durfte der Leopold die Stadt nicht betreten. Nein, nicht Berlin. Bitte, wer betritt Berlin freiwillig? Ich weiß, dass Göttingen keinen Flughafen hat. Und Berlin kann sich keinen Wall leisten auf dem Hunde ausgeführt werden können. Die haben andere Scheißgebiete. Aber dieses Haus war eine einzige Demütigung für den zukünftigen Kanzler des deutschen Reiches. Sie haben im Internet recherchiert und da gibt es keinen Leopold von Schönhausen als Reichskanzler.

Vor dem Haus stand ich, letztens, wenige Zentimeter kleiner als der Leopold bin ich, den Hunden auf dem Wall beim Spaziergang ausweichend, ohne in gekrümmter Haltung, das Haus der Demütigung des Leopold betreten zu müssen. Übrigens bei dem Herren von Schönhausen habe ich von unter anderem geschrieben. Gefangen in dem Haus war der Leopold des Nachts. Er hätte, außerhalb der Stadt, vielleicht nach dem Sonnenuntergang über die Landstraße nach Reinhausen zur Landwehrschänke gehen können, um nicht in demütiger gebückter Haltung verharren zu müssen, wobei das Haus von der Bürgerstraße aus sich majestätisch erhebt. Ehrlich, ich freue mich, das sie das Internet zu Recherchezwecken entdeckt haben.
Der Pedell, der Universitätspolizist, kontrollierte auch die Schänken in den umliegenden Dörfern, deshalb zogen Studenten zum Feiern nach Bovenden und mieden Weende, weil Weende lag um die Stadt herum. Nein, die Landwehrschänke hat weder etwas mit Bovenden noch mit Weende gemeinsam, weil die Dörfer im Norden und die Schänke im Süden liegt. Tagsüber konnte niemand dem Leopold den Zutritt zur Stadt verweigern, weil er Scheunengeld bezahlt hatte. Nachts könnte er vielleicht bis zur Garteschänke gelaufen sein oder nach Rosdorf. Wie meinen sie? Geismar liegt auch im Süden. Stimmt! Da sollte es auch liegen bleiben.

Nein, die Bürgerstraße ist nicht nach den Einwohnern der Stadt Göttingen benannt worden. Das wäre ein Joke, an dem selbst der Baron von Münchhausen seinen Spaß gehabt hätte. Ob damals noch Fuhrwerke mit Pferden in die Scheune, für die der Leopold mitbezahlt hatte, gefahren sind, weiß ich nicht. Heute steht dort ein marodes Kaufhaus. Robert Gernhart wollte es verhindern. Pferdefuhrwerke habe ich dort noch nicht errochen im Kaufhaus. Obwohl manchmal, nicht überall, wäre der Geruch von Äpfeln der Pferde im Kaufhaus sehr angenehm. Sie kennen kein Scheunengeld im Studium. Der Leopold hat später als Otto auf dem Hainberg einen Turm, als eines der Unwahrzeichen der Stadt errichten lassen. Heute wird das Scheunengeld Studiengebühren genannt. Heinrich Heine hat es auch gezahlt, das Scheunengeld, der wenige Jahre bevor der Leopold Göttingen betreten hat, zur einer Harzreise aufgebrochen ist. In der Höhe von Bovenden schreibt er von der Pandektenscheune. Natürlich hätte Heine über die Landwehr- und die Garteschänke den Harz über den Süden erwandern können. Vielleicht kannte er die Südstadt nicht so gut, weil er innerhalb des Walles wohnen durfte. Sie haben recht, der Leopold hätte den südlichen Weg genommen. Aber wäre er weit gekommen? Der Turm des Ottos, auf der höchsten Stelle des Berges wäre bei den Problemen, die wir mit dem Müll haben, auch als Halde geeignet. Allerdings werden Halden in Göttingen ausgelagert. Der Turm des Leopold, Eduard und des Ottos steht heute noch im Stadtwald, nutzlos auf dem Gipfel eines Hügels, allerdings nicht majestätisch sondern nur arrogant als aufgemauerter Bauschutt.

06.02.2016