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Trockenrasur

Gedanken zum Staat!

„L’etat, ce moi!“ Ludwig der XIV soll die Worte gesprochen haben, als die Sonne, die herrschte.

Den Staat ließ sie erstrahlen und der König, der Staat, leuchtete brennend auf Untertanen herab. Strahlen, wenige, erreichten Feldfurchen. Menschen verglühten bei der Arbeit. Einige, nicht alle, verbrannten. Tropfen fielen aus Wolken, sickerten in die Erde und trieben kleine Wurzeln des Lebens in den Boden. Hinter Wolken versteckte sich der König beim Verwurzeln und dörrte mit seiner Strahlkraft die Furchen aus. Eigentum hatte der König der Sonne an dem Staat und den Menschen. Die Wurzeln trockneten aus und mit ihm das Leben.

Auf den Feldern arbeiteten Menschen. Nicht nur! Auch Frauen und Männer setzten Pflanzen, um Tropfen des Himmels in den Furchen zu nutzen. Die Sonne des Staates perlte das Wasser in der Luft. Entfruchtet war das Land und der Staat. Kinder, nicht Menschen, ernteten Früchte. Die Sonne verzehrte die Früchte. Der Brand der Sonne legte sich schmerzend auf die Rücken der Frauen und Männer.

Die Kinder krabbelten in den Furchen, nässten sich ein, und pflanzten mit dem Nässen und den Händen Samen in den von der Sonne ausgedörrten Boden ein. Das Licht brannte. Die Sonne labte sich an verbrannten aufkommenden Leben. Einem nachfolgenden Licht, es hatte noch nicht einmal geblinzelt, Ludwig dem XVI, haben Menschen den Hals vom Körper abgetrennt. Pflanzen wuchsen weiter, halslos. Blut soll geflossen sein. Gesprungen sind Tropfen über Kopfsteine, aufgeplatzt, sollen sie kopflos in Ritzen versickert sein. Die Furchen der Wurzeln auf den Feldern zur Befruchtung sollen sie nicht erreicht haben.

Auf Köpfen haben sie getanzt, die Tropfen. Herrscher hatten die Felder nie betreten. Das Sonnenherrscherblut strömte durch die Straßen! Menschen erinnerten sich an den XIV, als sie dem XVI den Kopf mit einem Fallbeil entsorgten und versuchten den Staat mit den Feldern, darauf wuchsen die Pflanzen als Nahrung für Menschenkinder, einzunehmen. Blutperlen hüpften auf den Köpfen des Pflasters.

Auf den Feldern sprangen die Kinder, wenn der Regen perlend die Pflanzen benetzte. Perlen aus Blut rannen in Zwischenräume von Steinen, bedeckt, später, vom Kot der Tiere, nicht nur. Auch menschliche Ausscheidung dämmte das rötliche Blitzen zwischen den Fugen.

Die Freiheit des Staates wollten die Menschen. Die Sonne hatte sie ihnen verwehrt. Die Macht, der Staat, bestimmte das Leben. Perlen, rot, spritzten sie in die Augen. Der XVI wurde abgeschlachtet wie ein Schwein. Nicht wirklich. Ein Schwein wird mit einem Bolzengeschoss betäubt, bevor es abgestochen wird. Der XVI war betäubt von der Macht des XIV, als das Fallbeil fiel.

Frauen strickten Muster in Stoffe und formten danach mit Nadeln Beilmuster ein. Kurz kniffen sie die Augen zusammen, weil das Licht der Tropfen sie blendete. Die Macht des Königs über den Staat wurde mit der Rasierklinge der Nation durchtrennt, beim Stricken, meinten die Frauen, als sie knüddelten. Einige Maschen schlugen sie links über die Nadel, andere rechts und versuchten ein Gebilde zu erschaffen, den Staat, der ihnen, den Menschen, diente und nicht sie ihm. Keine Untertanen wollten sie sein, sondern Bürger. Den Staat, das Konstrukt des Zusammenlebens der Menschen, wollten sie erhalten, als der Kopf der Restsonne, verblasst war sie, halslos, über die Steine rollte.

Das Pflaster gab den Strickerinnen Sicherheit, wie der Staat, den sie meinten erobert zu haben. Beim Gehen über das Pflaster rutschten sie in Zwischenräume und viele stolperten. Der Boden, auf dem sie gingen und für den sie gestrickt hatten, war glatt. Mit den Absätzen staksten sie in die Zwischenräume der Köpfe von Steinen. Damals rutschen sie nicht aus in den Räumen zwischen den Köpfen. Einen glattem Boden zum Ausrutschen gab es noch nicht. Die blutroten Perlen tropften und schufen eine Vertretung für Menschen. Zu pflanzen begannen sie, die Menschen. Einige sollen sogar gebacken haben, andere hingegen sollen zur Schürfung von Metallen unter die Erde eingefahren sein.

Nachdem die ehemals staatliche Sonne untergegangen war, vom Firmament war sie abgeschnitten worden, fasste sich das Volk und wickelte die Klingen in Tücher ein. Kurz, sehr kurz, würmelten sich Triebe in den Boden des Lebens ein, keimten auf und erschufen Neues. Die Rasierklingen der Nation wurden beiseite geräumt in Tüchern. Die Nahrung aus Furchen, gesetzt hatten sie Strickerinnen in den Pausen der Klinge der Nation, nicht die Furchen, sondern die Nahrung für ihr Leben und das Leben trieb aufwärts über die Furchen hinaus.

Notwendig waren die Triebe. Sie spendeten Schatten für weitere Triebe. Eine Volksvertretung wurde gewählt. Sie traten nach der Wahl über ein Land, das der XII, XIIIV oder XVI nie betreten hatte. Unbeholfen bewegten sie sich über den Boden. Über Furchen waren sie geschwebt und zertraten das Leben von Pflanzen mit Füßen. Fremd waren ihnen die aufkommenden Triebe. Keimlinge, frisch eingesät und das Leben der Blüten wurden erstickt durch Tritte. Eine Kälte zog über das Land, obwohl der Winter ausgefallen war. Die Strickerinnen wärmten mit den Pullovern nicht mehr.

Strickkurse gibt es heute kaum noch und wenn, zwei links, zwei rechts, nur bei Volkshochschulen. Muster, zumal Rasierklingenmuster, eingestrickt in Gedanken, werden nicht angeboten von den freien, staatlichen Einrichtungen. Niemand, fast keiner, rasiert sich heute trocken mit einer Klinge und die großen Klingen der Nation, für den Wildwuchs von Staaten, werden auf dem Markt, dem Freien, nicht angeboten. Das Pflaster mit den Köpfen von Steinen ist überteert worden zur Beruhigung der Anwohner, wegen der Lärmbelästigung.

Auf geglätteten Straßen rollen Becher, Flaschen, Kippen und werden morgens von der Stadtreinigung entsorgt. Große Köpfe rumpeln nicht hörbar über den Asphalt. Kleine, unbedeutende, explodieren in Gettos durch Waffen aus guter Produktion von feinster Qualität. Privat, bei Feiern, wird Tee mit Gebäck gereicht. Frisch rasiert, trocken mit einem Apparat oder nass mit einer Metallschneide wird Schaum geschlagen über Haare im Gesicht und am Hals. Manchmal, nicht immer, tropft es beim Rasieren blutrot auf die Brust. Die Trockenrasur mit der Klinge gab es nicht mehr. Abgeschafft wurde sie nach dem Stricken. Die Rasur hatte einen Staat erschaffen, der geformt werden musste.

Nicht von Herrschern! Derweil drehte sich die Sonne, feststehend verankert. Im Licht, dem eigenen, erklommen Männer den Gipfel der Freiheit. Nicht alle. Einige, wenige, rutschten am Berg der Freiheit und des Ertrages aus, zerfetzen ihren Körper und lagen millionenfach zerstückelt mit Kindern am Boden. Bitte, Frauen können nicht klettern, mit Brüsten und daran hängenden, saugenden Mäulern. Die Treter des Volkes, gewählt in Kammern, später in Parlamente, kletterten nicht und hatten keine säugenden Mäuler am Körper, aber stiegen, nicht auf einen Berg, sondern im Staat, der Schnittstelle der Macht, die er nicht mehr hatte. Die Klinge der Nation hatte die Stelle zum Schneiden verloren.

Gestrickt wurde musterlos, wenn Wolle, es gibt nicht überall Schafe, die sich schlachten oder nur scheren lassen, wärmend mit spitzen Nadeln zu Pullovern gebildet wurde. Die Treter des Volkes konnten nicht stricken. Wenige schnitten ihr Brot selber, wegen dem Messer, mit dem man hätte…

Wobei, einige Treter hatten, umgangssprachlich bezeichnet, einen Arsch in der Hose, nicht viele. Sie versuchten aufrecht zu gehen. Dabei tropfte der Abfall des eigenen Körpers die Beine hinunter und entleerte die Füllung, die dem Arsch sein Gesicht gegeben hatte. Der Staat, Gelächter erschallte aus Türmen, rutschte mit Fäkalien auf die Füße.

07.04.2015